Barfuß im Regen

Nach der extremen Trockenheit der vergangenen Wochen gibt es momentan in Sachsen heftigen Dauerregen.

Und ich liebe es.  🙂  Das Geräusch des Regens zum Einschlafen, die gelegentlichen Wärmegewitter (hier sagt man: es wupert!), und mit dem Fahrrad durch den Regen sausen, geschützt unter meinem Cape. Die Leute halten mich bestimmt ein bissl für bescheuert, wenn ich leicht irre grinsend durch das „Mistwetter“ düse, aber hey, was solls, ich hab auch eine Tigerentenhupe.

Aber das schönste am Dauerregen sind die Überschwemmungen im Großen Garten. Ich habe das Glück, jeden Tag auf dem Hin- und Rückweg vom Büro da durchzufahren. Und der Teil zwischen Zoo und Lennéplatz liegt tiefer als alles andere, das ist quasi eine große Mulde. Und wenn sich irgendwo Wasser sammelt, dann zuerst dort.

Es ist wunderschön, irgendwie unwirklich. Ich bin völlig allein dort, und wate mit meinem Drahtesel durch fast knietiefes Wasser. Wo der eigentliche Weg langgeht, kann ich nur noch aus dem Gedächtnis erraten. Bäume, Sträucher, das Siegfried-Denkmal – alles ragt wie zufällig verteilt aus einer gleichmäßig hellbraungrauen Wasserfläche. Und wenn ich Glück habe, schwimmen ein paar Enten zwischen den Büschen durch, vor mir über den Weg.

In solchen Momenten wird mir immer wieder bewusst, was „normalen“ Menschen täglich entgeht. Klar, wenn man normalerweise immer nur mit Schuhen rausgeht, ist es irgendwie eine Hürde, die sich auszuziehen, und in das dreckige Schlammwasser zu waten. Und dann? Wie bekommt man die Füße wieder trocken, um sich die Schuhe wieder anziehen zu können? Das Problem hat man eben nicht, wenn man sowieso keine Schuhe anhat. Für mich ist jede Pfütze ein Glücksmoment – da kann sich jeder hochrechnen, was in mir vorgeht, wenn die Pfütze 10000 m² groß ist (ich habe nachgemessen!).

Es hat schon was Philosophisches, wenn ich so drüber nachdenke, wie es wäre, wenn einfach viel mehr Menschen in dieser Stadt barfuß den Regen genießen würden. Oder diese seltene Chance nutzen würden, jetzt, am Ende des Sommers, durch die Überschwemmung zu platschen. Aber dafür müssten wir erstmal die 1000 Ausreden überwinden, warum das jetzt grade nicht geht.

Bis dahin springe ich eben allein durch die Megapfütze und freue mich, wieviel Regen da auf einmal im Großen Garten rumliegt.

2 Antworten zu “Barfuß im Regen”

  1. Thomas Hartmann

    Du hast das bisher nicht gewusst, aber ich werde mit jedem Post ein größerer Fan deines Blogs

    Auf das man sich mal wieder sieht!

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    • Fup

      Wow, dankeschön! Oh Mannomannomann, jetzt bloß keine Erwartungshaltung aufbauen… 😀
      Ja klar, wäre schön, wenn wir uns mal wieder auf ein Bierchen in der Neustadt treffen.

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