Deutschland den Deutschen!

Letzten Montag war ja mal wieder eine Großaktion von Pegida hier in Dresden. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders war als Redner eingeladen. Zum Glück wurden mit 5.000 – 10.000 Teilnehmern die angepeilten 30.000 bei weitem nicht erreicht, und auch auf der Seite der Gegendemonstranten waren mal wieder ca. 3.000 Leute auf der Straße. Der Hochpunkt von Pegida scheint erst mal überschritten.

Und trotzdem habe ich Angst.

Angst vor dem rassistischen, kleingeistigen Klima hier Sachsen, Angst vor dem allgemeinen Rechtsruck in Europa, und Angst vor immer mehr und immer heftigeren Krisenherden überall auf der Welt.

Am schlimmsten ist die allgemeine Akzeptanz und das Verständnis, das den Rassisten von vielen entgegengebracht wird. Und die, die Pegida doof finden, kriegen den Arsch nicht hoch, um etwas dagegen zu unternehmen. Ich habe mich mit jemandem unterhalten, der sich nicht aufs Hören-Sagen verlassen wollte, und sich eine von deren Veranstaltungen angesehen hat. An sich erst mal ganz vernünftig. Nur das Ergebnis hat mich umgehauen. Er fand es nämlich eigentlich gar nicht mal so schlecht. Endlich mal jemand, der sich offen gegen die CDU stellt, und TTIP und die weltweite Einmischung der Amerikaner kritisiert. Und Nazis waren eigentlich auch nicht zu sehen. Ja, ok, das mit „gegen die Islamisierung“, das wäre nicht so schön, ist aber wohl auch gar kein so großes Thema mehr…

Deutschland den Deutschen?

Das, was ich gesehen habe, spricht eine deutlich andere Sprache. Überdurchschnittlich viele 0.5 mm-Haarschnitte, „Blut für Blut“-Pullover, und Schwarz-Weiß-Rote Strickmützen.

Auf dem Heimweg haben wir an der Bahn-Haltestelle noch ein paar Minuten warten müssen. Nicht weit von uns warteten in beide Richtungen je eine Gruppe Pegidisten. Aber nicht auf die nächste Bahn, sondern auf „Zecken und Antifas“. Eine kleine Gruppe von vier sehr jungen Punks wurde von der in der Nähe parkenden Polizei nicht etwa beschützt, sondern weggeschickt.

Später habe ich eine andere Gruppe beobachtet, die nicht weit entfernt von mir in eine Bahn einstieg, und mit einem fröhlichen „Deutschland den Deutschen!“ einige andere begrüßt hat.

Interessant auch das Gespräch zwischen zwei Frauen an einer Haltestelle. Ich habe nur Fetzen mitbekommen, aber sowas wie „Berti-Geerti“ und „Linksfaschisten“ war deutlich zu hören. Lautstark haben sie sich beschwert, arbeiten zu müssen, statt bei Pegida sein zu können.

In Verbindung mit dem jüngsten Vorfall in Tröglitz erinnert das alles stark an Hoyerswerda 1991 oder an den Aufstieg der Nationalsozialisten.

Und deshalb hab ich Angst.

2 Antworten zu “Deutschland den Deutschen!”

  1. Fussel

    Ja, dieses Gefühl habe ich auch. Was einem etwas Hoffnung gibt, sind die sich entwickelnden Gegenbewegungen, aber ob das ausreicht?

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    • Fup

      Ich habe im Moment eher das Gefühl, dass es stetig schlimmer wird, und dass den Gegenströmungen die Luft ausgeht. Ich nehme mich da gar nicht aus – ich müsste selbst mal wieder gegendemonstrieren. Wie das eben immer so ist mit dem „müsste“…

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