Ein Ende der Zwangsbejagung – ein Menschenrecht?

Seit dem 6. Dezember 2013 gilt ein Gesetz, das es Waldbesitzern erlaubt, sich gegen die Zwangsmitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft zu entscheiden und damit der Bejagung des Wildes auf ihren Grundstücken ein Ende zu setzen. Wer die Jagd aus ethischen Gründen ablehnt, darf diese nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte untersagen.
Die Bundesregierung hat nach 1,5 Jahren ein Gesetz auf den Weg gebracht, das das Urteil des EGM umsetzt. Was zuerst recht fair klingt, entpuppt sich mal wieder als riesen Beschiss. Das neue Gesetz ermöglicht zwar einen Widerspruch, gleichzeitig wurden aber so viele Hürden aufgestellt, dass es für Normalbürger faktisch unmöglich wird, ihr Menschenrecht umzusetzen.
Die Hürden sind im einzelnen:

  • 1000 – 2000€ Verwaltungsgebühr
  • Gewissensprüfung (so wie früher, wenn man verweigern wollte – nicht, dass jemand den Antrag aus einer Laune heraus stellt!)
  • Schadensersatzpflicht, falls durch die Befriedung des eigenen Grundstücks im gemeinschaftlichen Jagdbezirk Wildschäden entstehen. Dies gilt nicht, falls der Schaden auch ohne die Befriedung eingetreten wäre. Die Beweispflicht, dass der Schaden auch so eingetreten wäre, liegt hier vermutlich beim Waldbesitzer.

Meine Mutter ist da ein sehr schönes Beispiel. Für Tierschutz- und Umweltargumente ist sie durchaus zugänglich, aufgrund ihrer Lebensumstände kapituliert sie aber vor zu großen Belastungen – sie hat genug damit zu tun, sich um ihr eigenes Leben zu kümmern. Haus, Schicksalsschlag, extrem stressige Arbeit. Prinzipiell würde sie sicher aus der örtlichen Jagdgenossenschaft austreten – aber für soviel Geld? Und mit der Gefahr von Gerichtsprozessen, in denen es um noch viel höhere Summen gehen könnte?

Die moderne Jagd ist ein Symptom einer Welt, die sich von der Natur entfremdet hat. Alles wird begradigt, vor Beutegreifern wie Wolf oder Bär wird Panik geschürt. Wild, das später geschossen werden soll, vor allem wegen der Trophäen, wird im Winter gefüttert. Gleichzeitig wird argumentiert, dass ohne die Regulierung durch den Jäger Wildschäden überhand nehmen würden.
Wie das Beispiel des Nationalparks Schweiz allerdings zeigt, führt ein Ende der Jagd voraussichtlich nicht zu einer unkontrollierbaren Populationsexplosion, sondern die Anzahl der Tiere wird sich nach einem anfänglichen Anstieg auf ein bestimmtes Maß einpegeln.
Warum ist es so schwer, jedem die gleichen Rechte zuzugestehen? Die Natur hat sich Millionen von Jahre selbst reguliert – und plötzlich ist mal wieder der Untergang des Abendlandes vorprogrammiert, wenn man ein paar Waldbesitzern und den Tieren dort ihren Frieden gönnen würde?
Hoffentlich haben genug Leute den Mut und die Mittel, um gegen diesen Irrsinn vorzugehen.

Antworten

  • (wird nicht veröffentlicht)