Fluch und Segen des Informiert-Seins

Meist fängt alles ganz harmlos an. Bei mir waren es zu hohe Cholesterin-Werte, ungewöhnlich in meinem Alter, und so fing ich gezwungenermaßen an, mich zu informieren. Gute Fette waren meist pflanzlich, die schlechten meist vom Tier.

Und schon machte sich der Fluch des Informiert-Seins bemerkbar. Je mehr man sich informiert, umso weniger Dinge kann man so bedenkenlos wie bisher konsumieren. Hormonwirksame Weichmacher im Mineralwasser. 100.000 getötete Eintagsküken jeden Tag in der deutschen Eierindustrie, weil sie männlich und damit unwirtschaftlich sind. Gelatine wird standardmäßig bei normalem Saft und Wein benutzt. In normalen Supermarkt-Kassenzetteln wird Bisphenol A verwendet. Harmlos scheinende Weihnachtssterne aus dem Gartencenter kommen nicht etwa aus der Gärtnerei nebenan, sondern aus Equador, wo die Arbeiter nichtmal genug zum leben verdienen. Die Liste wird von Tag zu Tag länger, und widerlicher.

Aber all die Infos haben auch eine gute Seite. Je weniger Dinge man kaufen oder essen mag, umso wertvoller werden die Sachen, die übrig bleiben. Als Vegetarier muss ich im Restaurant oft nicht lange überlegen, was ich bestelle, weil ich mich nicht zwischen 30 Fleischgerichten, sondern nur zwischen fünf vegetarischen entscheiden muss. Der Apfel schmeckt mir tausendmal besser, wenn ich weiß, dass er aus dem eigenen Garten kommt, oder von einer Streuobstwiese, geschenkt von der freundlichen Nachbarin.

Und es macht glücklich, wenn man das Richtige tut. Klingt total platt und esoterisch, ist aber so.  🙂 Es tut gut, sich aus all diesem immer-schneller-immer-billiger-immer-größer-Schwachsinn zu lösen. Was anfangs nach einer unheimlichen Einschränkung und Belastung aussieht, entpuppt sich als Augenöffner für das Wesentliche. Man kann tatsächlich mit viel weniger viel glücklicher sein.

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