So ein Spaß! Oder doch nicht?

Frohe Ostern! Außer für Hühner.

Ostern. Das Fest der bunten Eier liegt ja vor uns – höchste Zeit, mal wieder einen kritischen Blick auf den ganzen Hype zu werfen.

Im Mittelpunkt der ganzen Feierlichkeiten stehen Eier. Unmengen davon. Wer dagegen nicht im Mittelpunkt steht, sind die Hühner – dabei haben sie die meiste Arbeit. Und müssen das meiste Leid erdulden. 2014 wurden in Deutschland 12,7 Milliarden Eier von 44,2 Millionen Hennen gelegt, damit jeder Deutsche durchschnittlich 231 Eier pro Jahr essen kann.

Darum habe ich hier mal ein paar Gedanken zu der ganzen Problematik gesammelt.

Industrielle Hühnerhaltung

Hühner legen, wie alle Vögel, ihre Eier um daraus Küken brüten zu können. Das eigentliche „Urhuhn” produzierte nur zwei bis dreimal pro Jahr ein bis zwölf Eier. Nimmt man dem Huhn seine gerade gelegten Eier weg, versucht es aufgrund seines Nesttriebs das Gelege wieder zu vervollständigen. Das ist nicht nur grausam, sondern laugt die armen Tiere auch so sehr aus, dass sie nach 1.5 Jahren bereits „verbraucht” sind, und geschlachtet werden. Raffinierte Maßnahmen wie tagelanger Nahrungsentzug und eine dadurch ausgelöste Mauser erhöhen die Produktionsraten bei modernen Hochleistungsrassen auf bis zu 300 Eier pro Jahr.

Kükenshreddern

Diese Fixierung auf Hochleistungs-Legerassen bringt ein weiteres Problem in der „Produktion” von Legehennen mit sich. Aus der Hälfte aller Eier schlüpft ein Hahn – aber ein Legerassenhahn ist wirtschaftlich zu unrentabel, um ihn wenigstens als Fleischhuhn aufzuziehen. Also werden allein in Deutschland diese 44 Millionen männlichen Küken am ersten Tag ihres Lebens getötet. Nicht vorsichtig und behutsam, sondern indem man sie lebendig shreddert oder vergast. 44 Millionen – das sind etwa 5000 dieser kleinen gelben Piepser pro Stunde. Jede Stunde. Allein in Deutschland – im Rest der Welt geht es ähnlich zu.

Mit jedem Ei, das man kauft, kauft man auch jedes Mal ein kleines Stück lebendig geshreddertes oder vergastes Küken mit. Das ist eine grausame Wahrheit, vor der noch immer viel zu viele Menschen die Augen verschließen.

Stallpflicht und die Vogelgrippe

Die Millionen von Hühnern, die all die Eier legen müssen, werden größtenteils in riesigen Farmen gehalten. Und durch die Vogelgrippe, oder auch Geflügelpest, herrschte Ende 2016 in vielen Teilen Deutschlands die Stallpflicht für Geflügel. Das bedeutete, dass neben den Tieren in der Massentierhaltung selbst die Tiere, die von unzähligen Kleintierhaltern auf den Dörfern gehalten werden und sonst Auslauf hätten, eingesperrt sein mussten – meist in kleinen, dunklen Hühnerställen. Damit soll verhindert werden, dass sich die Krankheit immer weiter ausbreiten kann. Allerdings gibt es auch Stimmen, die behaupten, dass erst die Unmengen an riesigen Geflügelfarmen diese Krankheit zu einer weltweiten Pest werden ließen. Die Stallpflicht verhindert also die Verbreitung einer Krankheit, die sich erst verbreiten konnte, weil viel zu viele Tiere auf viel zu engem Raum gehalten werden. Und wo die Geflügelpest ausbricht, wird sofort der gesamte Bestand umgebracht. Es sind ja nur Hühner.

Auch ganz interessant: der Tierrechtsgedanke.

Vor einer ganzen Weile schon wurde mir von Freunden folgende Mini-Episode berichtet: Die kleine Familie sitzt beim Wochenendfrühstück, und da fragt einer der Zwerge:

Haben die Hühner gesagt, dass wir die Eier haben dürfen?

Und dieses Zitat einer 4-Jährigen bringt den Grundgedanken des Tierrechts wunderschön auf den Punkt. Darf der Mensch das?

Ich lass das hier mal so stehen.

Das Märchen vom Osterhasen

Und eine weitere Sache, die mich an Ostern stört, ist das Märchen vom Osterhasen. Zum Verständnis eine kurze Episode, die ich in der Bibliothek erlebt habe: Ab und zu gibt es dort nämlich Vorlesestunden, wo Kindergartengruppen in die Bibliothek gebracht werden, und von Angestellten Bücher vorgelesen bekommen. An und für sich eine super Sache – ich lese selbst sehr viel und bin ein großer Fan öffentlicher Bibos. Aber dieses Mal habe ich folgenden Satz aufgeschnappt:

Und die Eier, aus denen keine Küken schlüpfen, die malt der Osterhase dann an und versteckt sie für die Kinder.

Das ist so ein idyllisch-naiver Schwachsinn, dass ich schreien könnte. So wird mit einer dreisten Lüge das Essen von Eiern legitimiert. Aber brüllend in eine Kinder-Vorlesegruppe platzen geht irgendwie auch nicht…

Aus den Eiern schlüpfen keine Küken, weil die Hühner in ihrem kurzen Leben, bis sie ausgelaugt geschlachtet werden, keinen Hahn sehen, und weil ihnen der natürliche Drang, zu brüten, verwehrt wird. Und die Küken, die schlüpfen, werden in riesigen Brutmaschinen ausgebrütet. Da wird selbst den Allerkleinsten schon eine ziemlich verzerrte Variante der Wirklichkeit eingetrichtert. Wir wissen, dass die Hühner nicht Eier legen, weil sie uns damit ein leckeres Nahrungsmittel liefern wollen – wir nehmen sie ihnen weg.

Das alles sind für mich Gründe, auf Eier zu verzichten. Ich habe ja früher selbst Eier gegessen, und das nicht zu knapp. Eier waren immer verfügbar, immer lecker, und relativ billig. Aber Eier waren auch das erste Lebensmittel, bei denen ich bewusst nachhaltige Konsequenzen gezogen habe. Ich musste mir einfach eingestehen, dass der Preisunterschied zwischen einer Packung Bio-Eier und einer Billigpackung das Elend, das die Tiere erdulden müssen, nicht rechtfertigt.

Ich hätte nie geglaubt, wohin mich mein Weg führen wird, den ich mit diesem ersten Schritt damals begonnen habe.

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