Letztens kam das Weibchen vom Einkauf aus der Verbrauchergemeinschaft, wo wir Mitglied sind, mit einem ganz komischen, graublauen Einkaufszettel nach Hause. Wir haben uns kurz gewundert, beschlossen, dass vlt. nur der Drucker mal ausnahmsweise komisch war, und die Sache mit einem Schulterzucken quittiert. Bis ich heute beim Einkauf genau so einen Zettel bekommen habe. Da hab ich mich natürlich gleich beim Kassenmenschen erkundigt, was das für komische Bons wären.
Und kuck an, das sind die neuen Ökobons! Die VG schafft es eben immer wieder, mich zu verblüffen und neue Maßstäbe zu setzen.
Ökobons?
Na klar! Normale, handelsübliche Kassensysteme nutzen heutzutage Thermopapier – eigentlich ein ziemlich widerliches Zeug. Man braucht sich nur mal kurz den Abschnitt zu Bisphenol A in der Wikipedia dazu durchlesen. Ich bitte regelmäßig die Leute an der Kasse, mir den Bon gar nicht erst auszudrucken.
Tja und jetzt kommt die VG mit Ökobons daher. Erstmal nur in einem der Mitgliederläden, demnächst dann in allen. Diese Bons funktionieren ohne chemische Entwickler. Sie enthalten ganz feine Bläschen, die durch die Hitze des Druckkopfs platzen und die darunter liegende Farbe sichtbar werden lassen. Im Gegensatz zu herkömmlichem Thermopapier enthalten sie kein Bisphenol A oder chemische Farbentwickler, und das Papier ist aus FSC-Wäldern. Laut Hersteller ist es unter Gesundheits- als auch Umweltgesichtspunkten vollständig unbedenklich. Ich denke, das wird wohl auch so hinkommen, da die Ökobons sogar eine Zertifizierung als Lebensmittelpapier haben.
Da gibts doch bestimmt auch einen Haken
Die neuen Kassenbons haben doch bestimmt auch Nachteile, oder? Kommt drauf an. Augenscheinlich sind die natürlich erstmal irgendwie hässlich, weil dunkel. Für mich ist das allerdings kein Nachteil, den ich gelten lasse, denn hey, es ist nur ein Kassenzettel!
Laut Kassenmensch sind die neuen Kassenzettel auch etwa 25% teurer als die alten. Kosten, die die eh schon schmalen Margen weiter drücken.
Etwas problematischer ist, dass die Zettel etwas empfindlicher sind als herkömmliches Thermopapier. Wenn man die nur zu feste anfasst, bleibt schon ein zarter Schatten auf dem Ausdruck zurück. Dementsprechend schnell entsteht ein faszinierendes Muster aus Kratzern und Flecken auf dem Ausdruck. Andererseits ist auch das für mich kein nennenswerter Nachteil, denn Leute, die ihre Einkaufszettel aus verschiedensten Gründen aufheben müssen oder wollen, knüllen den eh nicht in die Arschtasche, sondern sortieren ihn vorsichtig irgendwo ein.
Was mich ein bissl dabei stört ist, dass das System weltweit patentiert ist. Ok, ok, die wollen natürlich auch nur ihre Idee schützen, und die Forschungsgelder wieder rauskriegen, die sie reingesteckt haben. Aber „weltweit patentiert” hat für mich immer einen negativen Klang nach Geldmacherei.
Fazit
Da ist noch Luft nach oben, aber die Richtung stimmt. Es kann doch nicht sein, dass selbst für so beschissen banale Dinge wie Kassenbons hochgiftige Chemikalien und Erdöl verwendet werden.
Tja, und deswegen liebe ich unsere VG. Die VG ist eine Genossenschaft, die sich über Mitgliedsbeiträge finanziert, anstatt über die Margen der Produkte. Das erlaubt ihnen, günstig Bioprodukte hauptsächlich regionaler Lieferanten anzubieten. Generell machen die Leute dort vieles besser als sonst überall. Eine sehr billige Reste- und eine Gratiskiste für angeschlagenes Obst, Pfandflaschen sortiert man selbst ein und sagt später einfach an, was man mit hatte, es gibt unterschiedlich farbige Zettel, damit man leichter regionale Sachen von weiter entfernten unterscheiden kann, und einiges wird auch lose verkauft.
Und dieses Engagement hört eben auch bei den Kassenzetteln nicht auf. Ich liebe meine VG.
Und weil’s so schön passt, wandert dieser Beitrag mal wieder zu EiNaB, der nachhaltigen Blogparade.
Hallo!
Interessantes Thema. Ich habe gerade überlegt, dass es früher ja auch ohne Thermopapier ging. Das System hat ähnlich wie die alten (ganz alten!) Schreibmaschinen funktioniert. So mit Farbband und Druckkopf und ganz normalem Papier. So wie es auch bei Tischrechenmaschinen ist.
Back to the roots? Vielleicht eine Lösung.
Danke fürs Verlinken zu EiNaB!
lg
Maria
Wobei da wiederum die Farbbänder wohl auch nicht sooo ideal waren, da bin ich mir nicht so sicher. Prinzipiell sollten die Kassenzettel nur auf Verlangen ausgestellt werden – das würde locker 95% aller Kassenzettel einsparen.
Wäre toll- aaaaber… bei der kasse in dem Laden, in dem ich arbeite zB ist es nicht möglich (!) den Bon nicht zu drucken. Und beim neuen EC-Gerät ist es nur aktiv möglich, beim alten mußte man aktiv werden, wollte man den Bon haben, jetzt, will man ihn NICHT haben. Auch eine Verschlechterung also – und natürlich (?) alles mit Thermopapier 🙁
Toll, daß es diese Öko-Bons überhaupt gibt, ich hatte davon bisher nicht gehört. 25% teurer ist allerdings für jeden „normalen“ Laden wohl schon ein Ausschlußkriterium – umso schöner, Daß Deine VG das freiwillig einführt!!
Das ist tatsächlich schon ein Ausschlusskriterium? Ich hab eben mal gekuckt: So eine Rolle kostet zwischen 50 Cent bis 1 €. Verbraucht man denn so viel davon, dass das ins Gewicht fällt?
Ahhh… danke für die Erleuchtung. Ich wusste, dass mein Bioladen auf Ökobons umsteigen wollte, habe das aber nicht mit der komischen Farbe der Bons in Verbindung gebracht. Ich dachte die Rolle hätte zu viel Wärme abbekommen. 😀 Da werden die Mehrkosten dadurch gelöst, dass die Kassiererinnen fragen, ob man einen möchte.
Schön zu hören, dass es sowas auch anderswo gibt. Hoffentlich verbreitet sich das in nennenswertem Umfang.