Ökologische Sprengköpfe

Und wieder mal betritt der Alltagsirrsinn mit donnerndem Applaus die Bühne. Dieses Mal in Form der rot-grünen Landesregierung von Baden-Württemberg.

Bei der traditionellen „Stallwächterparty“ in der Landesvertretung in Berlin trifft sich die politische Prominenz und kuschelt mit Vertretern der Wirtschaft. Sogar der US-Botschafter durfte mitmachen. Das riecht natürlich alles gewaltig nach Filz, aber der eigentliche Skandal ist das Sponsoring von 5.000 € durch die Firma Diehl, die unter anderem Waffen herstellt.

Ok, ok, immerhin wurde die Geschichte bekannt, weil die rot-grüne Landesregierung einen Transparenzbericht herausgibt. Das an sich ist ja löblich. Gut möglich auch, dass es vor lauter Arbeit keinem der Grünen direkt aufgefallen ist. Fehler sind menschlich. Aber was gar nicht geht, sind die Reaktionen hinterher.

Rudi Hoogvliet, Baden-Württembergs Regierungssprecher, findet, dass er sich in der Sache nicht rechtfertigen müsste. Immerhin macht Diehl nur noch 20 Prozent des Umsatzes mit diesem Geschäft. Achso. Na dann. Ich dachte kurz, das wäre ein böser Waffenhersteller. Aber 20 Prozent ist ja fast nichts. Auch der Chef der Grünen in Baden-Württemberg, Oliver Hildenbrand, ist „nicht glücklich“. Und er „hätte [es] besser gefunden, wenn die Landesvertretung diese Frage sensibler gehandhabt hätte.“ Was ist denn das bitte für sinnentleertes Geschwurbel? Wie behandelt man so etwas denn sensibler? Vorschlag meinerseites: Man hätte Diehl auch ganz sensibel ein „Steckt euch eure Raketen in eure Ärsche!“ antworten können.

Es gibt aber auch Stimmen innerhalb der Grünen, die das Sponsoring kritisieren. Immerhin. Und damit lassen wir das auf sich beruhen? Warum überweist man den Betrag nicht einfach zurück? Oder verdoppelt ihn und überweist 10.000 € an einen Fonds für Kriegsgeschädigte oder Minenopfer und verspricht, dass so ein Irrsinn nie wieder vorkommt?

Nachdem ich viele Jahre Grünen-Wähler war, habe ich mich vor langem schon immer weiter von der Partei entfernt. Den Schlusspunkt, nach dem ich die Partei nicht mehr ruhigen Gewissens empfehlen konnte, setzte der Aufruf nach der Europawahl, sich für die enttäuschten FDP-Wähler zu öffnen. Aber das jetzt macht mich echt sprachlos. Von CDU und FDP bin ich ja viel Spitzzüngigkeit und allerlei Doppelmoral gewöhnt, aber von den Grünen?

Wir brauchen keine intelligente Munition, keine Granaten, keine Lenkraketen. Überall auf der Welt wollen die meisten Menschen einfach nur Frieden haben. Und besonders im Hinblick darauf, dass der letzte Weltkrieg gerade erst eine Generation zurück liegt, sollte doch aus Deutschland keine einzige Patrone mehr geliefert werden. Deutschland ist drittgrößter Waffenlieferant der Welt.

Vielleicht sind ja Fairtrade-Sprengköpfe die ultimative Marktlücke, die Deutschland ganz nach vorn bringen in der Welt. Mit blauem Engel drauf, weil sie so ressourcensparend produziert werden. Und umweltfreundlich, weil sie äußerst präzise eingesetzt werden können.

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