Soylent – die Menschheit schafft sich ab

Vor kurzem berichtete die taz mal wieder über ein besonders irrsinniges Vorhaben: Ein Amerikaner will die Ernährung revolutionieren – mit einem Drink, der alles enthält, was der Mensch braucht. Soylent – gut 40 verschiedene Stoffe zum Anrühren mit Wasser – plus Vanillin, damit man die Brühe runterkriegt. Einkaufen? Gemüse putzen? Mühsames Kochen? Das war mal.
Soylent? Ja, der Name stammt ursprünglich tatsächlich aus dem Film von 1973, in dem damals aus Profitgier Menschen zu Nahrung verarbeitet wurden. Zuerst glaubte ich noch an eine Zeitungsente – aber selbst die Wiki hat einen Eintrag dazu. Und offenbar wurden über Crowdfunding sogar schon 1.5 Million Dollar eingesammelt.

Was ist los mit den Menschen? Kann das denn glücklich machen, sich so sehr von allem Natürlichen abzuwenden? Und wozu? Um noch reibungsloser und länger arbeiten zu können? Mir drängen sich da verschiedenste Bilder auf: in Nährflüssigkeit schwimmende Köpfe in Futurama, direkt ans Internet angeschlossene Menschen in Otherland, die sich in künstlichen Welten verlieren oder sogar Matrix – der Mensch als Energielieferant, während er glücklich in seiner eigenen virtuellen Welt schwebt.
Davon abgesehen, kann das doch gar nicht funktionieren: Magen und Darm, die nicht mehr ihre normale Tätigkeit ausführen können, degenerieren. Tischgespräche und gemeinsames Zubereiten von Nahrung sind wichtige soziale Komponenten des Zusammenlebens. Und wo bleibt der Genuss?
Ebenfalls ignoriert wird die Tatsache, dass man vom Apfel eben nicht nur die Vitamine braucht, sondern z.B. auch Gerb- und sekundäre Pflanzenstoffe. Die Vielzahl der Stoffe, die wir täglich zu uns nehmen, und deren Wechselwirkung – kann man das in einer einzigen Brühe abbilden?

Normalerweise belächle ich ja solche Spinner – aber hier erschreckt mich die Resonanz, die dieses Vorhaben erzielt. Wahrscheinlich muss die Natur nicht mal selbst tätig werden und die Menschen mit diversen Katastrophen vom Planeten fegen – die Menschheit schafft sich vorher selbst ab.

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