Ich bin ja, was Kunst anbelangt, eher unbedarft. Laut Wikipedia-Definition ist zeitgenössische Kunst etwas, was „von anderen Zeitgenossen als bedeutend wahrgenommen wird“. Normalerweise kann man mich ziemlich sicher zu den Leuten zählen, die sowas leider nicht als bedeutend wahrnehmen, sondern irritiert bis angewidert am Rande stehen.
Manchmal gibt es aber auch Ausnahmen. So zum Beispiel die Skulptur des dänischen Künstlers Jens Galschiøt:
Die Skulptur trägt den bezeichnenden Titel „Survival of the fattest“ und entstand bereits 2002. Zur UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 stand die Skulptur in der Nähe der kleinen Meerjungfrau im Wasser des Hafenbeckens. Bezeichnenderweise gilt besagte Konferenz als das größte derartige Treffen mit dem geringsten Ergebnis.
Während Kunst sonst einfach nur aus viel sinnlosem Gelaber, Krickelkrackel und wilden Interpretationen besteht (ich sag nur: Action Painting), hat der Mann hier etwas geschaffen, was die Probleme unserer Welt eindrucksvoll auf den Punkt bringt, und das ziemlich vielschichtig. Die Frau, die der arme Afrikaner auf seinen Schultern tragen muss, ist nicht einfach nur eine fettgefressene Europäerin, was den Lebensstil der Industrienationen auf Kosten ärmerer Länder symbolisiert. Gleichzeitig stellt sie Justitia dar, die Göttin der Gerechtigkeit. Doch während die originale Justitia eine Augenbinde trägt, um gerecht und unabhängig von der Person vor ihr richten zu können, hat Galschiøts Justitia einfach nur die Augen geschlossen, weil sie die Ungerechtigkeit der gegenwärtigen Situation nicht sehen möchte. Nicht zuletzt der ironische Titel gibt Anlass zum Nachdenken. Wie lange wird „the fattest“ noch überleben können?