Weihnachten muss sterben

Weihnachten muss sterben

Weihnachten. Das bedeutet die ersten Schokoladenfiguren Ende September. Merry-Xmas-Gedudel im Radio, dessen Niveau oft eh schon kaum zu ertragen ist. Die Weihnachtszeit ist ein elendes Rumgerammel in überfüllten Zügen, weil ja alle mal besucht werden wollen. Und Weihnachten bedeutet auch kleine Nichten und Neffen, die sich durch Berge von Geschenken wühlen, jedes Geschenk nur kurz begutachten und beiseite legen, um das nächste aufzureißen. Am besten in zwei Durchgängen vormittags und nachmittags, damit das arme Kind nicht so doll mit Reizen überflutet wird.

Der Sinn von Weihnachten ist verlorengegangen. Denn das, was die meisten Menschen hier heutzutage zelebrieren, hat mit dem Kern von Weihnachten nicht mehr viel zu tun. Es ist ein einziger Fress- und Konsumrausch. Und mit dem verlorengegangenen Sinn meine ich auch nicht den christlichen Ursprung des Festes – dieser ganze morbide Gespensterkram gehört für mich in das Reich der Märchen und Sagen.

Es geht auch anders

Denn es gibt auch noch eine andere Seite von Weihnachten. Kaffeetrinken mit Familienmitgliedern, die man sonst nicht so oft sieht. Die Oma macht vegane Plätzchen und Stollen für das eine Kind, und die Lieblingssorte mit Marmelade für das andere. Endlich gibt es ein paar freie Tage, wo man sich auch mal ausruhen kann, nachdem Heiligabend rum ist. Kerzen, Spaziergänge, Lebkuchen…

Daher auch der provokante Titel: Weihnachten muss sterben, damit Weihnachten leben kann. Einfach mal radikal auf Geschenke verzichten, und stattdessen Zeit mit den Liebsten verbringen. Und wenn schon Geschenke, dann nur was selbstgemachtes, getrocknete Apfelschiffchen beispielsweise. Oder Mozartkugeln. Letztes Jahr hatten wir zuhause bei meiner Mama einen kleinen Weihnachtsbaum, der gar kein richtiger Baum war, sondern nur drei große Zweige von einer riesigen Fichte. Passend zusammengesteckt, sah es beinahe wie ein echter Baum aus. Bissl mickrig zwar, aber mit einer alten Lichterkette und ein paar Strohsternen sehr hübsch. Wir haben herzlich gelacht. Und hatten dann Zeit zum kochen, quatschen, und gemütlich beisammen sitzen.

Es ist nicht leicht, all dem Schwachsinn zu entkommen, und Weihnachten wieder auf seinen Kern als Familienfest zu reduzieren, aber es geht. Vor allem gilt es, aus der Konsumspirale zu entkommen, sich dem Zwang zu widersetzen, irgendwas Gekauftes oder überhaupt irgendwas schenken zu müssen.

Kaffee, veganer Stollen und eine wohlig warme Stube – so geht Weihnachten.   🙂

 

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