Lassen Sie uns über Fracking reden.

Vor kurzem hat der Mineralölkonzern ExxonMobil in mehreren großen Zeitungen Anzeigen geschaltet. Hübsch aufgemacht, sehr seriös. Auf den ersten Blick scheint die Anzeige auch recht vielversprechend. Ein Energieriese hat eingesehen, dass die Menschen die Energiewende wollen? Toll! Und da steht auch was von höchsten Umweltstandards, modernster Technologie und Beteiligung der kritischen Öffentlichkeit!

Der Text geht so:

ExxonMobil Anzeige GreenwashingLassen Sie uns über Fracking reden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Deutschland hat sich für die Energiewende entschieden. Dafür braucht unser Land verlässlich und ausreichend Erdgas. Die gute Nachricht ist: Deutschland hat noch für viele Jahrzehnte eigenes Erdgas – insbesondere das heimische Schiefergas.

Wir von ExxonMobil wollen die Energiewende unterstützen und scheuen dabei keine unkonventionellen Wege. Wir möchten in Deutschland für Schiefergas mit höchsten Umweltstandards, modernster Technologie und unter Beteiligung der kritischen Öffentlichkeit neue Maßstäbe setzen – mit Fracking, aber giftfrei.

Es ist uns gelungen, eine Kernforderung aus Öffentlichkeit und Politik zu erfüllen: Es werden nur noch zwei ungiftige und zudem biologisch leicht abbaubare Zusätze zum Einsatz kommen. Schiefergas hat darüber hinaus weitere Vorteile: Der Flächenbedarf ist gering, was gerade in einem dicht besiedelten Land von zentraler Bedeutung ist. Und schließlich wird kein salziges Wasser aus dem Untergrund mitgefördert, das entsorgt werden muss.

Wir laden Sie ein, uns dabei kritisch zu begleiten. Sprechen Sie uns gerne an.

Wer nicht gerade frisch verliebt ist oder stark alkoholisiert, dem könnte der logische Bruch in Herrn Kalkoffens Argumentation auffallen. Gleich im zweiten Satz: „Dafür braucht unser Land Erdgas“. Nee, guter Mann, braucht es nicht. Die Definition der „Energiewende“ in der Wikipedia macht es deutlich: „Als Energiewende wird die Realisierung einer nachhaltigeren Energieversorgung […] mit erneuerbaren Energien bezeichnet.“ Wir wollen ja weg von fossilen Rohstoffen, weil die uns und die Umwelt kaputt machen. Erstaunlich, dass ein Vorstandsvorsitzender sowas nicht weiß.

Aber ganz im Ernst: Mit welcher Arroganz muss jemand ausgestattet sein, um solch dreiste Lügen in die Welt zu setzen? Der Abschnitt Kritik zu diesem Unternehmen in der Wiki fasst es ganz wunderbar zusammen: Waffenhandel, Vertuschung von Umweltschäden, Verletzung von Menschenrechten, Lobbyarbeit – ExxonMobil kennt sich aus.

Und was für ein Zufall, dass zeitgleich die Bundesregierung Pläne verkündet, Fracking in bestimmten geologischen Formationen zu erlauben.

Die Verdummung hört bei einzelnen Anzeigen natürlich nicht auf. Rund um die ganze widerliche Kampagne wurde eine hübsche Website gestrickt. Wirklich schön hier das Zitat von Frau Schopp:

[…] dass wir ExxonMobil Mitarbeiter keine skrupellosen, geldgierigen, rücksichtslose Mitmenschen sind, sondern Leute, die tatsächlich überzeugt sind von dem was sie tun. Ich bin es und stehe dazu.

Die gute Frau Schopp will da genauso wenig wie Herr Kalkoffen die Unlogik in ihrer Argumentation erkennen. Wer von dem, was ExxonMobil macht, überzeugt ist, der MUSS skrupellos, geldgierig und rücksichtslos sein.

Als Atheist finde ich es da fast ein bissl schade, dass ich an das Konzept der Hölle nicht glauben kann. „Ach, der Herr von ExxonMobil! Nee, tut mir leid, in Ihrem Fall können wir nicht mal mit Fegefeuer dienen, bitte treten Sie gleich ganz nach hinten durch, Untergeschoß 7, Niederhöllen.“

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