Dürfen wir Tiere essen? – Aus dem Buch „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“

Vor kurzem ist mir mal wieder zufällig das Buch „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“ von Richard David Precht in die Hände gefallen. Ein philosophisches Buch – und damit eigentlich viel zu schwere Kost für meinen Geschmack. Aber ein Kapitel hat mich damals sehr geprägt, und es hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.
Das Kapitel „Dürfen wir Tiere essen?“ beginnt mit einem kurzen, fiktiven Gedankenspiel. Da ich nicht die ganze Geschichte aus dem Buch zitieren möchte bzw. wahrscheinlich auch gar nicht darf, hier nur die Kurzfassung:
Man soll sich vorstellen, wie irgendwann Außerirdische auf der Erde landen. Viel intelligenter als wir, und viel fortschrittlicher. Sie treiben die Menschen zusammen, machen Experimente, stellen Gegenstände aus ihnen her – und am liebsten essen sie die Babys, weil sie so zart sind. Die Menschen schreien die Außer­ir­dischen an, ob diese keine Moral hätten oder Mitleid? Immerhin leiden die Menschen, haben Gefühle.
Zitat aus dem Buch:

„Ja, ja“, sagt einer von Ihnen. „Es mag schon sein, dass wir ein bisschen grausam sind. Aber seht ihr“, fährt er fort, „wir sind euch eben überlegen. Wir sind intelligenter als ihr und vernünftiger, wir können lauter Dinge, die ihr nicht könnt. Wir sind eine viel höhere Spezies, ein Dasein auf einer ganz anderen Stufe. Und deshalb dürfen wir alles mit euch machen, was wir wollen. Verglichen mit uns, ist euer Leben kaum etwas wert. Außerdem, selbst wenn unser Verhalten nicht ganz in Ordnung sein sollte – eines steht trotzdem fest: Ihr schmeckt uns halt so gut!“

Diese Geschichte hält der Menschheit mit einer brutalen Klarheit einen Spiegel vor. Ich erkenne mich selbst darin, vor nur wenigen Jahren.
Ich verlange ja von niemandem, dass er sich vegetarisch oder vegan ernähren muss, obwohl das für mich den umwelt- und lebewesenfreundlichsten Idealzustand darstellt. Aber was ich von jedem verlange, ist, wenigstens mal darüber nachgedacht zu haben. Und diese an sich simple Geschichte bietet sich da ganz wunderbar an, um die eigene Arroganz zu hinterfragen.

Antworten

  • (wird nicht veröffentlicht)